11. Juni 2019

BILDUNGSARBEIT ZU WAHLKAMPFHOCHZEITEN



Es ist Mittwoch 18:30 Uhr. Also Aktiventreffen. Aber wird sich der Raum so verlässlich füllen wie sonst? Am Thema liegts nicht. Der Arbeitskreis Klima, Umwelt und Natur wuppt schon das vierte Aktiventreffen zum Thema Energiewende.

Diesmal geht es ganz konkret um die Energiewende in Hamburg. Also ein heißes Thema, wenn man daran denkt, dass 2020 Bürgerschaftswahlen anstehen und die GRÜNEN im Herbst ihr Programm dafür verabscheiden wollen. Auch der Referent ist top. Professor Hans Schäfers vom Engergiecampus in Bergedorf. Also eigentlich eine Garantie für einen rappelvollen Konferenzraum 1. Aber so einfach ist das nicht. Denn es ist WAHLKAMPF!

Jeden Tag ist die GRÜNE JUGEND Hamburg auf der Straße. Überall in der Stadt verteilt. Kurz vorm Aktiventreffen, ja sogar währenddessen sind Aktionen! Kann man von den Aktiven wirklich erwarten, dass sie so viel Zeit und Energie für die GRÜNE JUGEND haben?

Sollte man statt einem Bildungsprogramm den Mittwoch nicht lieber mal zum kollektiven Runterkommen benutzen? Eine gemeinsame Traumreise vielleicht. Oder gleich ausfallen lassen? Dann ist ja noch mehr Raum für Wahlkampf.

18:40: Der Raum ist wieder voll geworden. Einige sind direkt vom Wahlkampf zum Aktiventreffen gekommen. Stillen lieber ihren Wissensdurst als ihren Hunger. Die Diskussion ist intensiv. Der Vortrag wird spontan verlängert. Fast zwei Stunden lernen wir etwas über „power to gas“, was eigentlich mit Tiefstack und Wedel passieren soll und dass niemand mehr Braunkohle braucht.

Diese Bildungsarbeit ist wichtig. Vielleicht sogar notwendig für den Wahlkampf. Die Themen können natürlich direkt als Argumente mit auf die Straße genommen werden. Aber das Wissen über solche Themen ermöglicht auch erst den kritischen Umgang mit der Partei, die man da gerade unterstützt. 

Teilt man Positionen? Muss man vielleicht welche verhindern? Wie mache ich für jemanden Wahlkampf dessen Positionen ich nicht zu 100% teile? Diese Fragen müssen reflektiert werden und die Bildungsarbeit ist dafür ein guter Ansatz. Da bekommt die Frage, ob Hamburg bis 2025 oder 2030 aus der Kohle aussteigen soll zum Beispiel eine ganz andere Tiefe.

Die Wichtigkeit des Gelernten zeigt sich aber auch, wenn man sich auf die Ziele unserer Arbeit besinnt. Wir sind keine Kaderschmiede und kein junges Aushängeschild an den Wahlkampfständen. Wir wollen die Welt verändern! Den GRÜNEN zum Wahlsieg verhelfen hilft vielleicht. Was wenn dort aber schwierige Politik umgesetzt wird?

Vielleicht brauchen wir neuere Ideen, müssen rebellieren, die Gesellschaft und die Elterpartei verändern. Entscheidungen darüber können nur mit der richtigen Bildung getroffen werden. 

Ich bin froh, dass unser Aktiventreffen und all die anderen Bildungsveranstaltungen immer gut besucht werden. Dass Menschen mit Problemen und Lösungen konfrontiert werden, von denen sie davor noch nie gehört haben. Dass Menschen das Wissen, das sie hatten, in Frage stellen und dass manche Leidenschaft für neue Themen entwickeln.

Lasst uns so weiter machen und überlegen, wie wir noch mehr Menschen mit dieser Bildung erreichen können. Gerade bei den GRÜNEN gäbe es da noch die ein oder andere Person.

Wir sehen uns nächsten Mittwoch!

von Philipp Rösch



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