23. May 2025

Für eine GRÜNE JUGEND, die alle erreicht



Wir leben in einer Gesellschaft, die nicht darauf ausgelegt ist, den
vielfältigen Bedürfnissen aller Menschen gerecht zu werden. Vielmehr ist sie
geprägt von Normvorstellungen, die bestimmten Lebensrealitäten Vorrang geben,
während andere marginalisiert und unsichtbar gemacht werden. In einem solchen
gesellschaftlichen Gefüge ist Diskriminierung kein Einzelfall oder individuelles
Fehlverhalten – sie ist systematisch und strukturell verankert. Strukturelle
Diskriminierung beschreibt jene Formen der Benachteiligung, die durch bestehende
gesellschaftliche Regeln, Institutionen, Praktiken und Denkmuster entstehen und
sich oft nicht auf den ersten Blick zeigen. Sie wirkt auch dann, wenn keine
offene oder bewusste Abwertung stattfindet, etwa wenn Menschen aufgrund ihrer
Herkunft, Religion, Sprache, körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten, ihrer
Geschlechtsidentität, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Alters, ihrer sozialen
Herkunft oder ihres Bildungsniveaus weniger Zugang zu Ressourcen, Räumen oder
Mitbestimmungsmöglichkeiten haben. Diese Diskriminierungsformen sind oft
miteinander verflochten und verstärken sich gegenseitig – ein Konzept, das als
Intersektionalität beschrieben wird. Wer in einer solchen Gesellschaft echte
Teilhabe ermöglichen will, muss bestehende Machtverhältnisse kritisch
hinterfragen und konkrete Barrieren aktiv abbauen.

Die GRÜNE JUGEND Hamburg versteht sich als ein Verband, der sich für eine
vielfältige, inklusive und gerechte Gesellschaft einsetzt. Unser Anspruch an
politische Glaubwürdigkeit bedeutet auch, diesen Anspruch in unseren eigenen
Strukturen sichtbar zu leben. Doch auch wir bilden zu häufig noch
gesellschaftliche Machtverhältnisse im Verband ab. Noch immer sind Menschen, die
Teil marginalisierter Gruppen sind, in unserem Verband unterrepräsentiert.

Gerade in einer Stadt wie Hamburg, die von Diversität geprägt ist, müssen wir
uns ehrlich fragen, wen wir mit unserer politischen Arbeit erreichen – und wen
(noch) nicht. Vielfalt darf kein reines Lippenbekenntnis bleiben, sondern muss
sich auch in der konkreten und aktiven Verbandsarbeit und der Zusammensetzung
unserer Strukturen niederschlagen.

Als GRÜNE JUGEND Hamburg müssen wir deshalb Barrieren abbauen, neue Zugänge
schaffen und empowernde Räume gestalten. Dafür braucht es gezielte Maßnahmen.

Barriereabbau bedeutet hier also nicht nur den Abbau physischer Hürden wie nicht
barrierefreie Veranstaltungsräume oder schwer verständliche Sprache, sondern
auch das bewusste Auseinandersetzen mit strukturellen Ausschlüssen. Wir brauchen
eine Strategie mit klaren Maßnahmen, die zu echter Teilhabe führt und unseren
Verband zu einem Ort der gelebten Vielfalt macht.

Die Landesmitgliederversammlung möge daher beschließen:

Der Landesvorstand wird damit beauftragt, einen Prozess anzustoßen und auf der
nächsten regulären Landesmitgliederversammlung über den Stand der Umsetzung
folgender Maßnahmen zu berichten:

  1. Aktive Ansprache:
    • Entwicklung und Umsetzung einer Kommunikationsstrategie, die gezielt
      marginalisierte Jugendliche sowie junge Menschen mit
      Diskriminierungserfahrung anspricht.
    • Erarbeitung von mindestens einem barrierearmen und
      niedrigschwelligen Veranstaltungsformat, das in regelmäßigen
      Abständen stattfindet.
  1. Empowerment und nachhaltige Teilhabe:
    • Entwicklung konkreter Ideen, wie Strukturen der GRÜNEN JUGEND
      Hamburg so gestaltet werden können, dass sie eine nachhaltige
      Teilhabe für die genannten Gruppen ermöglichen.


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