29. April 2024

Schluss mit den schlechten Arbeitsbedingungen an Hamburger Hochschulen!



Jung, akademisch, prekär – Um irgendwie über die Runden zu kommen, arbeiten
viele Studierende an der Uni als studentische oder wissenschaftliche Hilfskräfte
oder als Tutor*innen. Denn das ist eine naheliegende Wahl und häufig Türöffner
in Richtung akademischer Karriere .

Viele wissen dabei gar nicht, wie schlecht die Arbeitsbedingungen an den
Hochschulen eigentlich sind. Weil ihre Arbeitsverträge oft nur für die
Vorlesungszeit ausgestellt werden, sind zum Beispiel Tutor*innen in den
Semesterferien einfach arbeitslos, während ihre Aufgaben die gleichen bleiben.
Ihren Lebensunterhalt müssen sie in der vorlesungsfreien Zeit also trotz Arbeit
ohne Gehalt stemmen. Hilfskräfte haben oft kurze Verträge mehrmals
hintereinander, manchmal über Jahre, auf derselben Stelle und können so nie
sicher planen.

Zudem sind die Vorgesetzten an den Hochschulen in der Regel auch Prüfer*innen –
das führt zu krassen Abhängigkeiten und einem massiven Machtgefälle in den
Arbeitsverhältnissen.

So kann es nicht weitergehen! Die Arbeitsbedingungen für studentische
Beschäftigte müssen sich verbessern.
 Studierende arbeiten in der Gastro, beim
Lieferdienst und in der Hochschule zu schlechten Bedingungen und niedrigen
Löhnen. Das muss sich ändern! Der Arbeitskampf an den Hochschulen kann dazu
beitragen, dass sich nicht nur hier die Bedingungen verbessern, sondern andere
Branchen nachziehen müssen.

In der vergangenen Tarifrunde der Länder im Dezember 2023 wurde durch die
Organisierung und die Streiks der studentischen Beschäftigten im Rahmen der
Kampagne TVStud eine schuldrechtliche Vereinbarung erkämpft. Diese Vereinbarung
ist der erste Vertrag zwischen den Gewerkschaften und der Tarifrunde der Länder,
der die Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftigter regelt. Das ist noch
nicht der anvisierte Tarifvertrag, aber ein erster Schritt in die richtige
Richtung!

Diese schuldrechtliche Vereinbarung gilt es nun auch in Hamburg umzusetzen. Die
Mindestvertragslaufzeiten von 12 Monaten müssen umgehend an allen öffentlichen
Hamburger Hochschulen und angegliederten Forschungsinstituten eingeführt werden.

Außerdem enthält die schuldrechtliche Vereinbarung eine Regelung für
Stundenentgelte für studentische Beschäftigte von mindestens 13,25€ ab
Sommersemester 2024 und 13,98€ ab Sommersemester 2025.

Die Lebenshaltungskosten und die Miete sind gerade in Hamburg besonders hoch –
durchschnittlich 610€ für ein WG-Zimmer! Statt die Beschäftigten also mit einem
„Taschengeld“ abzuspeisen, gilt es besonders hier in Hamburg, die Spielräume
nach oben bei den Stundenentgelten maximal auszureizen.

Denn es stellt sich weiterhin die Frage, wer es sich leisten kann, studentisch
beschäftigt zu sein, also diese Türöffner-Jobs zur wissenschaftlichen Karriere
auszuüben. Das sind überdurchschnittlich oft Kinder aus
Akademiker*innenfamilien. Damit bleibt die Lohnfrage auch eine Frage der
Bildungs- und Chancengerechtigkeit. Abgesehen davon wären Forschung und Lehre an
den Hamburger Hochschulen ohne den Einsatz mehrerer tausend studentischer
Beschäftigter niemals auf dem aktuellen qualitativen und quantitativen Niveau
möglich.

Während die Mindeststandards aus der schuldrechtlichen Vereinbarung die
Untergrenze der Arbeitsbedingungen für studentische Beschäftigte darstellen,
kämpfen wir an der Seite von TVStud weiterhin für höhere Standards an den
Hamburger Hochschulen
 und Forschungsinstituten! Perspektivisch müssen
Mindestvertragslaufzeiten von 24 Monaten und Stundenentgelte, die sowohl ein
gutes Studium und Leben in Hamburg ermöglichen, als auch der anspruchsvollen und
wichtigen Arbeit gerecht werden, erkämpft werden.

Zur Bekämpfung der Prekarität von studentischen Beschäftigungen ist außerdem die
Einführung demokratischer Mitbestimmung am Arbeitsplatz in Form von vollwertigen
Personalräten geboten. Ein Grundrecht, das Hilfskräften und Tutor*innen in
Hamburg immer noch verwehrt wird . Die arbeitsrechtlichen Mindeststandards
werden strukturell nicht eingehalten. Das macht deutlich, dass ein Gremium
geschaffen werden muss, das die Einhaltung von Arbeitnehmer*innenrechten
kontrolliert und die Interessen der studentischen Beschäftigten vertritt. Denn
studentische Beschäftigte sind in mehrfacher Hinsicht besonders abhängig von
ihren Vorgesetzten. Sie werden häufig nicht über reguläre Auswahlverfahren
eingestellt, sondern persönlich „auserwählt“, legen nicht selten bei ihren
Vorgesetzten Prüfungsleistungen ab und sind aufgrund ihrer ökonomischen Lage
besonders abhängig von ihrem Job.

Kettenbefristungen müssen ein Ende haben, es braucht Planbarkeit, angemessene
Löhne, Mitbestimmung in Personalräten und einen TVStud!



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